Seit dem Wochenende gilt in meinem Dorf eine Wasserknappheit, jetzt, am Dienstag, bitten auch die Stadtwerke der Gemeinde darum, Wasser zu sparen, um Probleme mit der Wasserversorgung zu vermeiden.
Das ist eine extreme Situation, wie sie zuletzt wohl irgendwann Anfang der 1980er Jahre hier mal vorgekommen sein soll. Es hat einfach wochenlang so gut wie nicht geregnet – und das nicht nur hier vor Ort, sondern praktisch in ganz Norddeutschland. Gleichzeitig ist es irre heiß, ebenfalls seit erfreulich langer Zeit. Was natürlich dazu führt, dass erheblich mehr Wasser verbraucht wird, vor allem zum Wässern von Gärten und Äckern und manch einer duscht verständlicherweise auch einmal öfter am Tag. Wie dem auch sei: Es ist eigentlich kein Wunder, dass diese Kombination irgendwann dazu führt, dass man sparsam mit dem Wasser werden muss und dieser Punkt ist nun wohl flächendeckend erreicht, auch aus benachbarten Orten und Landkreisen hört man von solchen Aufrufen.
Interessant ist, was Bürger in ihrem permanenten Panikmodus sich aus dieser Situation so alles zurechtstricken. Ein paar (anonymisierte, ich will hier niemanden bloßstellen) Fundstücke aus lokalen Facebookgruppen dieser Tage:
„eventuell können wir länger auf dieser Welt leben wenn jeder ein wenig mejr Umweltbewusstsein entwickelt“
Rasen sprengen „vorwiegend die älteren Leute die einen unkrautfreien Garten und englischen Rasen haben, denen ist ihr Garten wichtiger als nachfolgende Generationen“
„Tja – zunehmende Wetterextreme… Waren politisch so gewollt oder werden zumindest billigend in Kauf genommen“
„Mit Trinkwasser sollte man immer möglichst sparsam sein egal ob trocken heit oder Regen Zeit„
Weltuntergangsszenarien werden entworfen, von mangelndem Umweltbewusstsein wird lamentiert, sogar wilde Verschwörungstheorien entworfen. Und natürlich darf auch der unvermeidliche Hinweis darauf, dass man bitte immer Wasser sparen sollte, nicht fehlen.
Natürlich sind all diese Äußerungen völliger Quatsch. Es wird unter normalen Umständen eher zu wenig als zuviel Wasser verbraucht, so dass Abwasserrohre hin und wieder sogar künstlich geflutet werden müssen, damit sie sich nicht zusetzen.
Es ist auch erstaunlich, wie kurz das Gedächtnis der Leute reicht. Denn der letzte Sommer war hier komplett verregnet, da gab es kaum mal ein Wochenende, an dem man draußen sitzen konnte. Der vorletzte war ähnlich bescheiden. Es mag schon sein, dass wir sowas wie eine Erderwärmung haben aber dass es hier, in der Umgebung von Hamburg deswegen weniger regnen würde und somit eine dauerhafte Wasserknappheit drohen würde, ist trotzdem eher nicht zu erwarten. Es ist auch nicht so, dass die Flüsse (derer wir in meiner Kleinstadt mit Luhe, Ilmenau und Elbe immerhin drei haben) derzeit ungewöhnlich wenig Wasser führen würden.
Dieses Foto zeigt den „Wasserweg“, einen größere Graben im Hinterland der Elbmarsch, in der ich lebe. Das Foto habe ich gestern Abend geschossen und wie man sieht, hat auch das Be- und Entwässerungssystem der Marsch einen völlig normalen Wasserstand.
Heißt: Die Trinkwasserknappheit, die natürlich real ist, hat ihre Ursache einfach darin, dass zuviel Wasser verbraucht und zu wenig aus den Bohrungen im Boden herausgepumpt werden kann. Und das hat mit der aktuellen Hitzewelle, dem daraus resultierendem höheren Verbrauch und einem vergleichsweise niedrigen Grundwasserspiegel zu tun.
Und natürlich ist es auch sonst sinnvoll und ratsam, Wasser nicht unnötig zu verplempern. Nicht zuletzt, weil das entgegen der Meinung vieler Sozen sehr wohl eine Ware ist und folglich einfach Geld kostet – und das bereits in der Förderung.
Aber wenn aufgrund einer Hitzewelle der Verbrauch um ein Drittel(!) steigt und das über Tage oder sogar Wochen anhält, dann ist das eine Situation, auf die die Wasserversorger so eben nicht vorbereitet sind. Und zwar zurecht nicht – denn nur dass wir hier alle 30-40 Jahre mal auf das Rasensprengen verzichten müssen ist ja nichts was ein paar Millionen Investitionen in eine leistungsfähigere Wasserversorgung rechtfertigen würde.
Panik und Untergangsphantasien rechtfertigt die Situation allerdings genau so wenig.
Woher das kommt? Von einer durchaus politisch gewollten Dauerpanikmache in so ziemlich allen Medien, die uns jeden Tag erzählen, das die Welt immer schlechter wird, obwohl eigentlich doch das Gegenteil stimmt.